„Oh nein, bin ich das?“ sagst du vielleicht beim nächsten Foto, das jemand von dir macht. Denn manchmal zeigt so ein Foto einfach nicht das, was du von dir als Selbstbild abgespeichert hast. Auf so einem Foto kannst du natürlich einfach schlecht getroffen sein. Wenn die Selbstbetrachtung weiter geht und tiefer wird, bis du vielleicht überrascht, was für Seiten du noch an dir entdecken kannst. Da kann es dir passieren, dass dich ein befremdliches Gefühl beschleicht.
Dieses Gefühl ist ein sicheres Indiz, dass es an dir Seiten gibt, die du nicht so gut kennst oder nicht haben willst. Ich lade dich ein, diese Seiten mal etwas besser kennenzulernen. Denn es mag zwar erstmal schmerzhaft sein, Seiten an dir zu entdecken, die du bisher abgelehnt oder verheimlicht hast, aber wenn du sie gefunden und angenommen hast, wirst du dir näher sein, als jemals zuvor.
Auf Entdeckungstour im Ich
Wenn Du nun also beginnst, dich selber zu beobachten, wirst du eventuell nicht mehr das einheitliche Bild von dir haben, dass du bisher von dir kennst. Das kommt daher, dass du dich zum ersten Mal in verschiedenen Rollen wahrnimmst. Du siehst dich vielleicht als tatkräftigen Macher oder zögerlichen Denker, als treu sorgende Mutter oder verständnisvollen Begleiter. Du entdeckst aber vielleicht auch, dass du den verschlagenen Lügner spielst oder den rücksichtslosen Faulpelz.
Alle diese Rollen gehören zu dir und machen das Gesamtbild deines Charakters aus. Und es ist ganz natürlich, dass du bisher lieber weggeschaut hast und dich vielleicht nur in deiner Lieblingsrolle kanntest.
Nein danke, will ich nicht haben!
Menschen neigen dazu, die Dinge auszublenden, die ihnen unsympathisch oder unbequem sind. Das hilft dabei, tolerant zu bleiben. Wenn es jedoch um sich selbst geht, ist diese Eigenschaft eher ungünstig, weil sie zu einem unvollständigen Selbstbild führt.
In meinen Seminaren beobachte ich die verschiedensten Abwehrmechanismen gegen diese ungeliebten Seiten seiner selbst: da wird kontrolliert, rationalisiert, manipuliert und bagatellisiert. Es gibt Ausreden wie „ich konnte nicht anders“ oder „der andere macht das auch so“. Und manche verfallen in Süchte, um den Schmerz über diese ungeliebten Seiten zu lindern oder bestrafen sich dafür selbst.
Der Weg in die Freiheit
Die Frage ist also, wie du um diese Abwehrmechanismen herum kommst, damit du deine ungeliebten Seiten integrieren und dein Selbstbild vervollständigen kannst. Vielleicht kannst du dir einfach verzeihen, dass du es bisher nicht getan hast und sie annehmen. Vielleicht möchtest du auch die Führung eines erfahrenen Therapeuten oder Coaches in Anspruch nehmen, um diesen Weg zu gehen.
Das wird dir die grossartige Möglichkeit geben, endlich komplett für dich Verantwortung zu übernehmen. Die ständige Selbstkontrolle wird nicht mehr notwendig sein. Du kannst entspannt durch den Tag gehen, ohne Angst vor Situationen, in denen deine ungeliebten, abgelehnten Seiten zum Vorschein kommen könnten. Du wirst im wahrsten Sinne des Wortes frei sein.