Es ist Wochenende – Zeit etwas zu unternehmen!
„Ich geh’ wandern“, sagst du vielleicht oder:
„Ich freu’ mich auf das Tennisturnier.“
Oder du hast endlich mal Zeit, mit den Kids ein Baumhaus zu bauen.
Wenn du dann nach Hause kommst, deinem Partner die tollen Fotos zeigst und mit ihm in den Erinnerungen deiner Aktivität schwelgst, dann verstärkt sich das positive Gefühl noch mehr und deine Beziehung lebt in vollen Zügen.
Sich in der Partnerschaft mitteilen
Indem du dich mitteilst, deine Gefühle und Gedanken auch deinem Partner gibst, schaffst du eine Art dritten Körper, in dem du und dein Partner wohnen könnt: den Beziehungskörper. Je mehr du erzählst und teilst, desto stärker wird euer Beziehungskörper und desto intensiver ist eure Beziehung. Wie schön!
In meinen Seminaren und bei Coachings kommt mir allerdings immer wieder eine Klage zu Ohren: „Er spricht nicht mit mir!“ Oder: „Sie hört mir nicht zu!“ Eine solche Verweigerungshaltung ist fatal für Beziehungen. Einer baut eben nicht am gemeinsamen Beziehungskörper, gibt oder nimmt nur, und lässt ihn so quasi verhungern.
Auch wer nur gibt, baut nicht an der Beziehung
Das gleiche passiert, wenn einer immer nur gibt. Vor allem Menschen, die sich selbst nicht gern haben, neigen dazu, sich für den anderen aufzuopfern. Sie hoffen, dass dann wenigstens der andere sie gern hat, weil er von ihnen ständig serviert bekommt, was er braucht und sich wünscht. Wenn du dich jedoch solchermassen für den anderen aufopferst und verausgabst, verlierst du den Kontakt zu dir selbst nur noch mehr – ein Mechanismus, der auch manchmal als Mutter-Teresa-Effekt bezeichnet wird. Wer nur gibt, fühlt sich am Abend leer und ausgepumpt und hat das dringende Bedürfnis „aufzutanken“.
Ähnlich geht es denen, die nicht nehmen können, weil sie sich dafür nicht würdig fühlen. Auch sie geben nur und verausgaben, bzw. „verhungern“ dabei seelisch.
Beziehung in der Balance
Beide Extreme – das ausschliessliche Geben oder Nehmen – führen zu einer unausgewogenen Beziehung, die nicht in der Balance ist. Der Beziehungskörper wird dadurch einseitig ausgehungert oder überfüttert.
Ein Bild, dass ich in der Trainerausbildung gerne verwende, ist das Atmen. Stell dir das Geben als Ausatmen und das Nehmen als Einatmen vor. Du kannst nicht die ganze Zeit immer nur Ausatmen, also geben, geben, geben. Andererseits kannst du aber auch nicht immer weiter einatmen, also nehmen. Irgendwann musst du dein Verhalten umdrehen und den anderen Part übernehmen.
Wenn du etwas von deinem Partner bekommen hast, dann gib etwas zurück – ein Feedback, ein eigenes Erlebnis, dass du teilst, die Gefühle, die du gerade hast. Wenn du deinem Partner gerade etwas gegeben hast, dann lass zu, dass er etwas geben kann. Höre ihm zu, fühle mit ihm, lass dich verwöhnen. So kommt eine wechselseitige Atmung zustande, die dem Beziehungskörper Raum und Energie gibt.
Wege zu einer Balance
Wenn es dir schwer fällt, aus deiner Rolle als Gebender oder Nehmender herauszukommen, dann versuche es doch mal mit den folgenden Methoden:
- Wenn du zu oft nur nimmst, dich dem anderen nicht öffnest, dann mach es dir zur Aufgabe, einfach nur zuzuhören und aufzunehmen, wenn der andere etwas erzählen will. Versuche, ganz bewusst, die Gefühle deines Partners zu verstehen und mitzufühlen und dann gib ihm genau das, was er in diesem Moment braucht.
- Wenn es dir am Anfang zu schwer fällt, auf einen Menschen so einzugehen, dann versuche es mit Tieren. Gehe Gassi mit Heimtieren oder engagiere dich auf einem Gnadenhof. Oder kümmere dich um ein eigenes Haustier.
- Wenn du zu viel gibst, dich für andere aufopferst, dann nimm dir jeden Tag etwas Zeit, in der du dich zurückziehst und in dich hinein horchst. Frage dich, was du gerade brauchst oder dir wünschst. Möchtest du etwas unternehmen, geniessen oder brauchst du einfach nur Ruhe? Dann lass es zu und gönne es dir.
Mit der Zeit kannst du es schaffen und auch deinen Partner bitten, etwas für dich zu tun, dir etwas zu geben. Sage ihm ganz klar, was du brauchst: „Ich fühle mich so verspannt, kannst du mich mal ein paar Minuten massieren?“
Mit diesen Übungen lasst ihr zu, dass euer Beziehungskörper wieder atmen und leben kann. Was ihr am Anfang als bewusste Übung machen müsst, wird euch mit der Zeit leichter fallen und automatisch kommen – und das ist die erste Voraussetzung für eine freudvolle und befriedigende Beziehung.